Autsch! Kritik trifft dich? So gehst du selbstbewusst damit um

Kritik trifft – und bringt dich weiter

Es war ein ganz normaler Montagvormittag. Ich bereitete mich auf einen Workshop mit einem Vertriebsteam vor, als ich eine E-Mail erhielt. Die Betreffzeile: „Offenes Feedback zu Ihrer Sichtweise.“ Ich öffnete die Mail – und mein Herz rutschte kurz in die Kniekehlen.

Der Ton war sachlich, doch der Inhalt direkt. Autsch. Das saß.

Fürs Protokoll: Ich bin für Feedback, mag kritisches Hinterfragen. Und ich weiß auch: Kritik gehört dazu, wenn man öffentlich sichtbar ist. Und natürlich wünsche ich mir den offenen, interessierten Austausch – das ist ja genau das, wofür ich stehe. Aber: In dem Moment war es schwer. Richtig schwer.

Und schon ging das Grübeln los: Warum konnte sie nichts mit meinen Worten anfangen? Hatte sie womöglich recht? Warum fand sie meine Aussagen zur Verbesserung von Stimme und Körpersprache übergriffig und verallgemeinernd? Eine Absicht, die ich nie hatte. Ich hatte das Gefühl, jemand stellt mein ganzes Tun infrage. Meine Haltung. Meine Arbeit. Mich.

 

Wenn Kritik ins Herz trifft

Vielleicht kennst du das auch: Eine Rückmeldung ist eigentlich zur Sache – aber du spürst sie persönlich. Im Herzen und ja, manchmal tragen wir das schon mit usn herum.

Und das ist kein Wunder: Unsere Arbeit ist oft ein Ausdruck von dem, was wir glauben, fühlen und vertreten. Wenn jemand daran Kritik übt, fühlt es sich schnell an wie ein Angriff auf die eigene Identität.

Doch genau darin liegt die Chance.

Nicht jede Kritik ist destruktiv. Und nicht jede Kritik verdient unsere volle Aufmerksamkeit. Aber wenn wir lernen, bewusst damit umzugehen, können wir wachsen. Und das nicht nur fachlich, sondern auch menschlich.

 

Die Kunst des Hinschauens

Kritik ist nicht gleich Kritik.
Es gibt Rückmeldungen, die einfach nur klein machen wollen, abwerten, bewusst verletzen.
Und es gibt solche, die dir helfen wollen, genauer hinzuschauen.

Letztere erkennst du an der Absicht: Sie wollen dich nicht runtermachen – sondern weiterbringen.

Als eine Kollegin mir einmal nach einem Vortrag sagte:
„Dein Einstieg war stark, aber beim Übergang in den Hauptteil hast du das Publikum verloren – da fehlte der Faden“ – war ich im ersten Moment irritiert. Aber im zweiten dankbar.

Denn sie hatte recht. Und ich konnte beim nächsten Mal gezielt daran arbeiten.

 

Feedback mit Feingefühl – ein Wunsch, kein Widerspruch

Kritik darf klar sein. Aber sie sollte nicht mit dem Holzhammer kommen.

Max Frisch hat einmal sinngemäß gesagt: „Wenn du glaubst, etwas als Wahrheit erkannt zu haben, so halte es dem anderen hin wie einen Mantel, in den er hineinschlüpfen kann, schlage es ihm aber nicht wie ein nasses Handtuch um die Ohren.“

Ich habe in meinem Beruf viele dieser „nassen Handtücher“ erlebt – getarnt als: „Ich sag halt, was ich denke!“

Aber: Ehrlichkeit ohne Achtsamkeit ist keine Stärke, sondern Rücksichtslosigkeit.
Und Kritik, die bloß verletzen will, verdient kein Podium.

 

Innehalten, prüfen, einordnen

Wenn du selbst Kritik geben willst – und das wirst du müssen, wenn du führst, coachst oder mit Menschen arbeitest – dann frag dich vorher:

  1. Ist es wahr – oder nur deine eigene Interpretation?
  2. Ist es hilfreich – bringt es die andere Person weiter?
  3. Ist es wertschätzend – trotz Klarheit?
  4. Ist der Zeitpunkt passend?
  5. Ist die Kritik überhaupt erwünscht?

Ein kurzer Atemzug genügt oft, um den Unterschied zwischen zerstörerisch und transformierend zu machen.

 

Wie du Kritik so formulierst, dass sie gehört – und nicht abgewehrt wird

Wenn du Feedback gibst – ob im Team, im Coaching oder im privaten Umfeld – lohnt es sich, auf das Wie zu achten. Denn der Ton entscheidet, ob deine Rückmeldung ankommt – oder auf Abwehr stößt.

  1. Beschreibend statt bewertend + Vorschlag

Sag, was du wahrnimmst – nicht, was du bewertest.
Statt: „Du hast das völlig falsch gemacht.“
lieber: „Mir ist aufgefallen, dass du bei der Präsentation viele Zahlen auf einer Folie hattest – ich hatte Mühe, den Überblick zu behalten. Ich denke, es könnte helfen, wenn du….“

  1. Ich-Botschaften statt Du-Vorwürfe + Nutzen

Sprich von dir – nicht über den anderen. Das reduziert automatisch Widerstand.
Statt: „Du bist immer so unstrukturiert.“
lieber: „Ich habe beim Zuhören Schwierigkeiten, deinem roten Faden zu folgen. Einmklarer Roter Faden würde mir helfen, dir klar zu folgen“

  1. Konkret statt vage

Allgemeine Aussagen helfen selten. Besser: präzise Beispiele nennen.
Statt: „Das war nicht gut.“
lieber: „Als du abrupt geendet hast, wirkte das auf mich etwas unvorbereitet. Mit xy könntest du hier den letzten Satz besser nutzen, um dein Publikum zu erreichen“

  1. Lösungsorientiert statt problemfixiert

Wenn möglich, biete eine Alternative oder Unterstützung an.
„Vielleicht hilft es, beim nächsten Mal eine kurze Einleitung vor dem Hauptteil einzubauen – das gibt dem Publikum mehr Orientierung.“

  1. Timing mit Fingerspitzengefühl

Nicht jede Situation ist der richtige Moment für Kritik. Frag dich: Hat mein Gegenüber gerade die Kapazität, das anzunehmen?
Ein einfacher Satz wie:
„Darf ich dir etwas rückmelden?“
öffnet Raum – oder gibt dir ein klares Nein. Beides ist okay.

 

Von wem kommt die Kritik?

Nicht jede Stimme ist gleich relevant.
Wenn jemand dir Feedback gibt, der selbst nie den Mut hatte, auf eine Bühne zu treten, eine Meinung zu vertreten oder ein Risiko einzugehen – dann prüfe genau, wie viel Gewicht du dieser Rückmeldung gibst.

Brené Brown bringt es sinngemäß auf den Punkt: „Ich höre nur auf Menschen, die selbst auf dem Spielfeld stehen.“

Wer sich einsetzt, sich zeigt, sich verletzlich macht – von dem lohnt es sich, Kritik anzunehmen.

Alle anderen? Lärm. Nicht mehr.

Fazit: Kritik aushalten heißt wachsen lernen

Wir leben in einer Welt, in der Likes und Applaus oft als einziger Maßstab gelten. Doch wer nur auf Zustimmung aus ist, wird nicht wachsen.

Kritik zeigt: Du wirkst.
Du bewegst etwas.
Und ja – du polarisierst vielleicht.

Aber das ist kein Zeichen von Schwäche. Sondern von Relevanz.

Denn: Kein Widerstand – keine Veränderung.

Also: Bleib offen. Bleib kritisch – auch mit dir selbst.
Und vor allem: Bleib in Verbindung mit dem, was du bewirken willst.

Herzlich,
Barbara

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Herzlichst,

Ihre Barbara Blagusz

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Autorin Barbara Blagusz

Über die Autorin -Barbara Blagusz

Mag. Barbara Blagusz ist die einzige Stimm- und Sprechtechniktrainerin im deutschsprachigen Raum, die direkt aus dem Verkauf kommt.
Die seit über 20 Jahren erfolgreiche Trainerin und Speakerin verbindet überzeugend wissenschaftliches Know How mit wertvollem Nutzen für den Alltag – Praxistipps für den Verkaufsprofi sozusagen. In diesem Blog erwartet Sie eine Fülle an Beispielen aus der Praxis – rund um Stimme- Sprechtechnik und überzeugende Sprache. Vor allem wie und wo Sie mit verblüffend einfachen Methoden überzeugender sind. Ob im Berufsalltag beim skeptischen Kunden, wenn Sie Ihren Partner vom nächsten Urlaubsziel überzeugen wollen oder, wenn Ihre Kinder endlich Ihr Zimmer aufräumen sollen – Hier finden Sie Tipps, wie und wo sie ansetzen können, damit Sie wirklich etwas bewirken.